Reisebericht: Kanu-Angeltour in schwedisch Lappland

Gewässer: Lainioälven, Schweden, Lappland

Wer: Jens und Holger

Wann: 28 Juli bis 16 August 2009

Länge: Ca. 115 Kilometer

Kanustrecke:

Bilder: Bildergallerie Kanutour Lainioälven

Kommentare und Fragen zu dieser Kanutour: Bitte hier bei Facebook stellen


 

Kanutour und Angeln auf dem Lainioälven in Lappland

"Scheisse" ist keine Richtungsangabe beim Befahren einer Stromschnelle

 

Sommer 2009: Bären jagen, 10 kg Lachse fangen, tödliche Stromschnellen bezwingen und nebenher das schwedische Königshaus gegen die schlimmsten Gegner verteidigen... mit diesen Plänen machten wir (Jens und Holger) uns auf den Weg nach Lappland genauer gesagt an den Lainioälven.

Geplant war , wie schon  in den Jahren 2005 und 2006, eine Kanutour zu machen auf welcher wir uns selber auch mit aussreichend Fisch selber versorgen wollten. Für uns stand fest das wir in diese Jahr weit hoch nach Lappland wollten, nachdem wir  auf die Internetseite von  Andre ( www.abenteuer-lappland.de ) gestossen sind. Die Bilder und Erzählungen dort waren klasse, zudem konnte Andre uns später auch noch nützliche Tips geben.

 

Dienstag 28.7.2009 - Anflug

Es gibt viele Möglichkeiten zur Anreise nach Schweden in den Kanuurlaub. Unsere sah folgendermaßen aus: Mit dem Zug vom Bodensee nach Zürich. Flug nach Stockholm und einchecken im zuvor gebuchten Flughafenhotel „Rest and Fly“.  Das Zimmer hatte ungefähr die Größe von unserem Staubsauger- Schrank in der WG.

 

Mittwoch 29.7.2009 - "We need some rain ?"

Ein letztes Mal warm duschen, frühstücken und dann Weiterflug nach Kiruna. Schon beim einchecken sieht man erstaunlich viele mit Angeltransportrohren bewaffnet Leute … ha,  wir sind auf dem Weg ins Angelparadies.

In Kiruna wartet dann Thomas von auf uns, und mit unserm Flieger trifft auch noch ein Schweizer Pärchen ein welches auch den Lainio herunterfahren möchte. Es geht erst mal zum COOP nach Kiruna, damit alle Vorräte eingekauft werden können, anschließend fahren wir los Richtung Einsatzstelle.

Auf der Fahrt fragen wir wie es mit dem Fischen aussieht. Und dann fallen ein paar Sätze die wir noch nicht  richtig zu deuten wissen, aber erst einmal nichts Gutes ahnen lassen: „We need some rain“ „It is too warm“ „More water is better for canoing and also for the fishing“.
Beim Gespräch mit dem Schweizer Pärchen zeigt sich, dass sie mit einem Gummi-Kanadier fahren werden und tatsächlich empfiehlt uns Thomas auch ein solches zu nehmen. Er sagt, dass der Wasserstand sehr, sehr niedrig ist. Wir bleiben aber dabei und entscheiden uns für den klassischen Kunststoff Kanadier. Thomas akzeptiert das, kauft uns aber noch ein extra großes Pack Fieberglas Spachtel mit dem wir das Boot flicken können wenn wir Löcher ins Boot fahren. Thomas scheint sich sicher zu sein dass das genauso passieren wird und die Box ist so groß dass wir aus dem Ding fast schon allein ein eigenen Kanadier bauen können.

Dann kommen wir zur Einsatzstelle. Da es einer der wenigen Punkte im weiten Umkreis ist an dem der Lainio mit dem Auto zu erreichen ist, wunderte es nicht, dass ein paar Wohnmobile dort parkierten und auch ein paar Leute im Fluss standen und angelten.
Wir schmeißen alles aus dem Van und packen. Das Schweizer Pärchen pumpt ihren Kanadier auf und nach einer Verabschiedung fährt Thomas weg.

10 Minuten später ist auch klar, dass wir kein Handy Empfang haben denn wir würden Thomas gerne nochmal zurück pfeifen. Der Deckel von unser Kanutonne die wir gemietet haben ist noch im Auto. Nun ja, also wird ein Stück von unserer Schlechtwetterplane abgeschnitten und über die Tonne gespannt. Das Schweizer Pärchen will an Ort und Stelle übernachten, somit sagen wir Tschüss("Uf wiederluege!") und endlich sind wir allein auf dem Lainioälven.

Wir sehen bereits nach kurzer Zeit eine schöne Stelle an der wir anlegen und beschließen gleich hier zu übernachten. So, jetzt sind wir richtig angekommen in Lappland. Alleine am Wasser und wir bestimmen die nächsten 14 Tage wie wir den Tag gestalten. Herrlich.

 


Wir bauen das Zelt auf und dann wollen wir erst mal zum Fische jagen … wir sind ja schließlich in Lappland. Um es kurz zu machen wir angeln ca 2 Stunden und fangen nichts!

Bei unserem gemeinsamen Freund Andreas, der sich derzeit auf dem langen Weg befindet die Kunst des Fliegenfischen zu erlernen, ist nichts zu fangen völlig normal, Herrn Schneider kennt ihn schon mit Vornamen. Genauso hat Klein-Holger so manchen Tag am Plüderhäuser-Baggersee verbracht und nichts gefangen, ohne groß darüber verwundert zu sein …. aber wir sind in Lappland, der letzten europäischen Wildnis, den Naturgewalten schutzlos ausgeliefert, wo Kämpfe von Mann gegen Bär an der Tagesordnung sind   ... und wir fangen keine Fische.

Hier müssen wohl ein paar Hintergrundinformationen her damit alle unser Problem verstehen mit dem wir hier konfrontiert sind.

 

Exkurs: Fische und warmes Wasser


Fische sind sogenannte Kaltblütler. Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Wechselwarmes_Tier
So und wir stehen jetzt am Lainio und der Fluss hat ca. 17 Grad Wassertemperatur und nicht  8 Grad Wassertemperatur was normal wäre. Bei 17 Grad Wassertemperatur verhält sich aber der durchschnittliche Lapplandfisch genauso wie ein Spanier zur Siesta. Er macht nichts. Er hängt lethargisch in irgendwelchen möglichst kühlen Ecken, bzw. tiefem Gumpen rum, und denkt weder ans herumschwimmen, noch ans Fortpflanzen, Fressen oder gar daran kleine Spinner und Wobbler jagen. Der Lappland Fisch ist dabei aber dann noch fauler wie der Spanier, seine Siesta dauert schlicht und ergreifend von 0.00 bis 24.00 Uhr.


Zum Abendessen gibt es also die Steaks die wir noch im COOP Kiruna mitgenommen haben. Es ist einfach herrlich so weit Weg von allem zu sein. Es ist total ruhig und man spürt geradezu wie weit Weg die Städte und Strassen sind.  Das trockene Wetter und Anti-Brumm machen es möglich dass wir lange am Lagerfeuer sitzen und dies auch genießen können. Es wird nach 0.00 Uhr, was wir einfach nicht bemerken da es ja auch nicht richtig dunkel wird hier oben, 300 km nördlich vom Polarkreis.

 

Donnerstag 30.7.2009 - Die ersten Stromschnellen

Wir sind gerade mit dem Frühstück fertig als das Schweizer Pärchen den Fluss herunterkommt, bzw. schiebt, denn an der Stelle wo wir gestern aus dem Kanu mussten weil es nicht tief genug war, geht es ihnen nicht besser, obwohl der Schlauch Kanadier deutlich weniger tief im Wasser liegt. Die zwei trinken noch einen Kaffee bei uns und fahren dann weiter. Wir packen und trimmen unser Kanu und fahren ebenfalls weiter. Das Wetter ist einfach ein Traum. Keine Wolke am Himmel. An jeder Stelle die gut aussieht angeln wir, fangen aber nichts.

Am Nachmittag kommt unsere erste 3er Stromschnelle. Die ist recht witzig und eigentlich hatten wir gedacht, dass wir die Stromschnellen ab dieser Kategorie immer vorher von Land aus auskundschaften, aber irgendwie waren wir schon drin ohne dass wir es so richtig bemerkt haben. Dies hat schlicht und ergreifend auch etwas mit dem niedrigen Wasserstand zu tun. Es macht richtig Spaß dort durchzufahren. Wir sind ein bisschen angespannt, da wir, obwohl wir unser Equipment gut gesichert in Tonnen und Kanusäcken verstaut haben, natürlich nicht kentern wollen.

 

Exkurs: Abstimmung im Kanadier beim Befahren von Stromschnellen.


Ok, grundsätzlich und theoretisch wissen wir wie es geht. Allerdings haben wir doch immer mal wieder verschiedene Varianten probiert und mussten dabei natürlich unsere Erfahrungen machen. Der Hintermann hat natürlich die Kontrolle über die Richtung, der Vordermann sieht aber ab und zu etwas früher verdeckte Steine oder Lücken. Jetzt sollte man es schaffen, diese beiden Erkenntnisse in eine fehlerfreie Durchfahrt der Stromschnelle umzusetzen. Dies gelingt nicht immer. Grundsätzlich kann man sagen dass der Aufruf „Scheisse“ keine klare Ansage an den Partner ist was dieser zu tun hat. Eine rechts-links Schwäche beim Vordermann kann sich ebenso negativ auf die Ideallinie auswirken. Und obwohl wir schon im Jahre 2005 Stromschnellen gemeistert haben die eigentlich als unbefahrbar gegolten haben (abgesehen von der Familie mit Kindern die unmittelbar nach uns dort durch sind), lernt man in 14 Tagen doch einiges dazu. Mehr Infos hierzu: Stromschnellen mit dem Kanu befahren

 

Am Ende der Stromschnelle stand dann auch das Schweizer Pärchen. Wir haben beschlossen dort zu bleiben während sie mit ihrem Gummiboot weiter fuhren. Und am Abend war es so weit. Die erste Äsche wurde gefangen und zu einer schmackhaften Miso Soup verarbeitet. Die Zutaten dafür haben wir noch aus Deutschland mitgebracht und das war eine geniale Idee wie sich jetzt herausstellte (Siehe auch: Rezepte für die Outdoor Küche) .

 

Freitag 31.7.2009

Das gemeinsame Paddeln klappt besser. An einer Stromschnelle fangen wir noch eine Äsche und eine kleine Forellen die wir aber zurücksetzen.

Am Abend sitzen wir auf einer kleinen Anhöhe wo wir unser Lager aufgeschlagen haben und beobachten ein Rehn auf der gegenüberliegenden Insel, dass dort offensichtlich sein abendliches Jogging Training veranstaltet. Es rennt ohne Unterbruch das Ufer rauf und runter.



Samstag 1.8 bis Dienstag 4.8 - Und immer schönes Wetter


Es ist langsam alles eingespielt. Die Stromschnellen sind kein Problem und auch beim Fischen haben wir hin und wieder mehr Erfolg. Nachdem Jens, mit durch  jahrelange Erfahrung geschultem Blick, an einer Stelle bemerkt dass es „hier doch gut zum Angeln aussieht“, fangen wir an dieser Stelle innerhalb von 45 Minuten 5 Äschen und einen Barsch. Und das Mittags um 12!

 

Exkurs: Fische fangen.


Mittags um 12.00 Uhr fische fangen? Unmöglich! Laut aller ausgewiesener Fachzeitschriften wie Blinker und Co eigentlich nicht umsetzbar. Keine Frage, wir lesen auch gerne die lustigen Angelartikel und natürlich sind die Tips und Tricks der Fischerprofis lesenswert - wenn man an sie glaubt. Oft ist es aber genauso wie mit den Insidertipps von den Marco Polo Reiseführern... man kann sie getrost vergessen. Es läuft im Grunde darauf raus:
Fische da, nicht hungrig, faul = Nix fangen
Fische nicht da = Nix fangen
Fische da, hungrig, nicht faul = Fische fangen.

 

Diese ganzen Tipps sind für die Katz. Genauso muss man sich auch nicht einen Wobbler für 20 Euro kaufen nur weil auf der Verpackung irgendeine 20-zeilige Auflistung angibt, weshalb bei diesem Wobbler der Fisch selbst dann noch anbeißt wenn er schon seit 10 Tagen tot auf dem Flussgrund herumliegt.

Wir haben schon mit einem Köder, den wir aus einem Haken und Panzerband gebastelt haben, einen Hecht gefangen. Ach ja: Die sechs Fische wurden gefangen  mit einem silbernen Spinner, Grösse 3, mit blauen Punkten auf dem Blatt ;-)
Wir beschließen, dass wir unseren ersten Ruhetag einlegen, hauptsächlich damit wir uns dem Thema Brot backen widmen können. Küchenchef Gräulich zeigte hier seine wahren Talente und unter seiner Anleitung entstehen durchaus essbare Varianten.... abgesehen von dem Ding das er, zum Glück NACH unserer Rückkehr, in unserer Küche fabriziert hat.

 

Mittwoch 5.8.2009 - Ein Monster wird gesichtet


Nach einem ganzen Tag Ruhe und mit 2 ofenfrischen Broten fahren wir weiter. Das Wetter ist langweilig, immer dasselbe: Sonne pur. Als Etappenziel haben wir uns den Tidigast an der ersten 4 er Stromschnelle auf dem Weg nach Lainio herausgesucht. Auf dem Weg dorthin kommen ein paar 3 er Stromschnellen. Die sind spaßig aber auch keine echte Herausforderung und wir sind nie mit der Gefahr des Kenterns konfrontiert.

Jedenfalls fahren wir gerade eine 3er Stromschnelle hinab, als Holger an deren Ende einen ziemlich fetten Fisch springen sieht. Muss im Nachhinein wohl ein Lachs gewesen sein. Wir sofort raus und die Spinnrute fertig gemacht. Holger fängt an mit Spinner und Blinker alles abzufischen. Eine kleine Äsche beißt an, wird aber zurückgesetzt. Nach ca 20 Minuten übernimmt Jens und verwendet dabei einen kleinen Wobbler, den man allerdings nicht so weit werfen kann. Nach ca. 5 Minuten ruft Jens plötzlich im Flüsterton „Holger schau mal“ und zeigt zu seinen Füßen. Vor dem Felsen auf dem sich positioniert hat, kommt in Zeitlupe ein ziemlich großer Hecht herangeschwommen und bleibt 2 Meter vor dem Felsen stehen. Jens wirft den Wobbler ins Wasser und zieht ihn 50 cm vor dem Hecht vorbei. Der Hecht macht einen Schwanzschlag und schnappt sich den vermeidlichen Mittagshappen.

Was nun folgt ist ein Mörder Drill. Das Material wird bis an die Leistungsgrenze strapaziert. Der Hecht zieht immer wieder Schnur von der kreischenden Rollen- Bremse. Nach 15 Minuten muss Holger die Angel übernehmen, da Jens keine Kraft mehr hat und in der Sonne schon schwitzt wie ein Marathonläufer. Aber der Hecht scheint unendliche Kraftreserven zu haben und wir halten abwechselnd dagegen. Nach 45 Minuten Kampf …........

So haben wir uns das ungefähr vorgestellt nach dem der Hecht zugeschnappt hatte. Nichts da. Zuerst hatten wir etwas Glück da der Hecht so zugebissen hat, dass zwar beide Drillinge sich im Maul verhaken konnten, der Wobbler aber noch etwas aus dem Maul stand und keinen Kontakt zur Hauptschnur hatte. An dieser Stelle hatten wir nämlich nicht mit einem Hecht gerechnet und kein Stahlvorfach draufgehabt. Nach dem Anhieb hatte der Hecht zwei Drillinge im Kiefer, blieb aber einfach reungslos an Ort und Stelle stehen wo er zugebissen hatte … so viel schon mal zum sogenannten Schmerzempfinden von Fischen!!!
Holger schnappt sich die Hauptschnur, zieht den Hecht direkt vor seine Füße, greift mit beiden Händen um die Kiemen und befördert ihn an Land.

Und dann gingen die Freudentänze los. „All you can eat Knusperli“, „Gräulich the Killer“, „Die dümmsten Bauern ernten die…..“. Ach was haben wir uns gefreut. Der Hecht hatte genau einen Meter bei 4.5 Kilo, also ein ziemlich schlankes Ding wie man ja auch auf den Bildern sehen kann.

Post mortem hat der Hecht auch noch Leben gerettet! Nämlich einem 25 cm Barsch den wir mit unserem Hinter-dem-Kanu-herzieh-Twister gefangen hatten. Aber wir hatten ja schon genug zum Abendessen und ließen ihn wieder schwimmen.

An dem anvisiertem Tidigast sind wir gerade mal vorbei gepaddelt, da er hinter ein paar Bäumen versteckt lag und zack waren wir schon in der direkt danach beginnenden 4 er Stromschnelle bzw. das was davon noch übrig war. Nachdem wir das bemerkt haben sind wir ans linke Ufer und sind nochmal stromaufwärts gelaufen um uns das Häuschen anzuschauen. Nachdem wir es begutachtet hatten, haben wir sofort beschlossen, das Kanu wieder nach oben zu treideln, denn die Infrastruktur dort war perfekt. Es war kein Kanu Unterstand sondern ein richtiges Haus mit Betten, Veranda und Tisch. „Nebengebäude“ mit Plumsklo, Vorratsraum und Utensilien wie Axt und Säge. Ein echter Traum.

 

Donnerstag 6.8.2009 bis 8.8.2009 - Auskurieren im 5 Sterne Tidigast


Der Tag begann für Holger um 5 Uhr mit den Gedanken an Ente. Ente war das Gericht vom Frühjahr diese Jahres das nicht mehr ganz in Ordnung war und dazu geführt hat, dass die Nacht damit verbracht wurde sich zu übergeben.
An diesem Morgen fühlte sich der Magen genauso an. Bis 6 Uhr konnte dies ignoriert, werden aber dann musste Holger sich unfreiwilligerweise die halbverdauten Knusperlis vom Abend davor nochmal anschauen. Die sahen nicht mehr ganz so lecker aus. Jens Russen- Magen hat von der wahrscheinlich verdorbenen Mayonnaise irgendwie nichts mitbekommen aber die wurde daraufhin erst mal entsorgt. Wir verbringen die nächsten zwei Tage imTidigast und Holger wird langsam wieder fitter, verbraucht in dieser Zeit aber seine sämtlichen Buchressourcen.


So schön die gesamte Umgebung dort oben bzw. überall in Schweden ist, liegt am Ufer eine Feuerstelle die bei unserer Ankunft folgendermaßen aussah: Zugemüllt mit Bierdosen (siehe Bilder)

 

Exkurs: Vollidioten gibt es überall

Man sollte eigentlich meinen, dass Menschen, die ihre Freizeit in der Natur verbringen, gleichzeitig auch den Wert dieser verstehen. In ganz Schweden kann man die Regeln des Jedermannsrechts, welches in der schwedischen Gesetzgebung verankert ist, nachlesen. Und selbst wenn nicht, so sollte doch jedem der einen IQ größer als der einer Topfpflanze besitzt, klar sein, dass man keinerlei Müll in der Natur hinterlässt. Es gibt also Vollidioten, im weiteren mit VI abgekürzt, die meinen es wird irgendjemand kommen und ihren Dreck wieder wegmachen. Der gemeine VI nimmt also Bierdosen (voll) mit zu einem Ausflug in die Natur und nachdem er mit dem Inhalt seine sowieso schon minimalen Gehirnzellen weiter reduziert hat, schmeißt er sie einfach an einen Platz und denkt sich … ???? … ich hab keine Ahnung wohl einfach gar nichts, oder noch schlimmer: irgendjemand wird sie schon aufräumen. OK der Durchschnitts – VI gehört wahrscheinlich genau dieser Gruppe an weil er eben so dumm ist und sich vielleicht denkt „Bierdosen verrotten genauso wie eine Bananenschale“. Dass hier ein geringfügiger zeitlicher Unterschied von 2500000 Jahren besteht ist mit den wenigen Gehirn- Ressourcen wohl nicht so nachvollziehbar bzw. sie reichen gerade dafür aus um die Taste auf der Fernbedienung für das RTL 2 und Co Programm zu finden um sich dort den Abtronic zu bestellen.


Das man in der Natur aber auch richtig klasse Leute trifft haben wir an unserm letzten Tag im Tidigast feststellen können. Auf einmal kamen 4 schweizerische Fliegenfischerprofis den Lanioälven hochgelaufen. Sie hatten ihren letzten Tag in Schweden und haben die Woche davor schon den Lainio weiter unten beangelt. Sie hatten natürlich auch schon festgestellt, dass die Bedingungen fürs Angeln derzeit äußerst schlecht waren, konnten aber ein paar Tage vorher doch zumindest zwei Lachse weiter unten im Canyon überlisten und natürlich auch ein paar Äschen. Während seine Kollegen noch etwas weiter Flussaufwärts fischen wollten ist, ist Roger irgendwie bei uns hängen geblieben. Nun, bis zu diesem Zeitpunkt war unser Wodkavorrat noch recht gut erhalten geblieben, was wir an diesem Nachmittag aber spontan änderten und wir einen wirklich lustigen Plausch zusammen hatten.

Rogers Kollegen kamen auch irgendwann zurück und machten uns noch auf eine Stelle weiter oben aufmerksam, an der sie definitiv einen oder mehrere Lachse gesehen hatten. Ihnen wurde dann natürlich auch ein Wodka angeboten. Respekt muss den Jungs dann noch diesbezüglich gezollt werden, dass sie selbst noch am 80prozentigen Strohrum genippt haben ohne dabei die Miene zu verziehen. Wir wären dabei wohl vollends aus den Latschen gekippt. Martin machte uns dann noch das Angebot, die restlichen Lebensmittel, die sie noch in ihrem Mietshaus hatten, für uns auf der Fähre in Lainio zu deponieren. Die Fähre müssten wir morgen mit dem Kanu erreichen und sie wuerden morgen auf dem Weg zum Flughafen genau diese benutzen um auf die gegenüberliege Seite des Lanioälven zu kommen.
Abends versuchten wir noch den gesichteten Lachs zu erwischen... es blieb nur bei dem Versuch.

 

9.8.2009 Weihnachten im Sommer


Wir paddelten zügig Richtung Basiscamp nach Lainio. Auf dem Weg dorthin fingen wir noch drei Hechte beim Schleppfischen. An unserem Kanutwister hatte ein Barsch noch ein unangenehmes Erlebnis. Zuerst biss der ca. 20cm grosse Barsch in unseren Twister, wurde dann anschließend , am Twister haengend, von einem Hecht attackiert. Nun ja, gut sah er nicht mehr aus und hat auch etwas geblutet, aber wir denken schon, dass er es überlebt hat nachdem wir in zurückgesetzt hatten.


Im Camp sagten wir kurz "Hallo" und machten einen Treffpunkt aus, wo wir ein paar Tage später wieder abgeholt werden wollten.


Und dann war Weihnachten. Wir gingen auf die Fähre die direkt vor dem Camp lag und schauten in die Box wo unsere Schweizer Freunde vom Vortag uns ihre restlichen Sachen deponieren wollten. Ein netter kurzer Brief und dann Snickers, Mars, Schweizer Käse, Schweinerücken, Orangensaft, Campari, Zigaretten.... unglaublich. Wir haben uns total über die Sachen gefreut da wir ja auch mittlerweile 10 Tage unterwegs waren und sich unsere Vorraete natürlich dem Ende zugeneigt hatten.
Wir fuhren dann weiter Richtung Canyon und als wir ihn erreichten, machten wir halt und schlugen unser Nachtlager auf. Es gab Hechtknusperli mit Campari Orange, wobei wir nicht vergaßen jedes mal auf die 4 Fliegenfischerprofis aus der Schweiz anzustoßen und Lobeshymnen auf sie  anzustimmen.

 

10.8.2009 bis 12.8.2009 - Endlich Regen

Das Durchfahren den Canyons hat mal richtig Laune gemacht. Es waren vielleicht keine echten 3 er und 4 er Stromschnellen, aber es wurde dort unten doch etwas anspruchsvoller, und endlich ist mal ordentlich Wasser ins Boot gespritzt und es kam auch hin und wieder zu leichten Meinungsverschiedenheiten bezüglich Steuerung und Ideallinie. Es ist aber einfach auch nicht zu empfehlen dies mitten in einer 4 er Stromschnelle zu diskutieren. Es hat aber alles geklappt und Jens und Holger sind immer noch befreundet.
Ach ja, endlich wurde das Wetter etwas schlechter. Es gab Regen und Gewitter was die ersehnte Abkühlung brachte. Somit konnten wir unter unser aufgespannten Plane sitzen und den Regen genießen, zusammen mit einem köstlichen Schweinerücken welchen wir der Schweizer Truppe zu verdanken hatten. Mit einem gut eingerichteten Lagerplatz hat man bei keinem Wetter Probleme

Onka, das ist der Lachs Spot schlechthin am Lanioälven. Dort stehen jederzeit die Lachse, um sich fit zu machen für den Aufstieg zu den Laichplätzen. Somit wanderten wir an einem Tag von unserm Zeltplatz zu diesem Spot um zu versuchen einen Lachs zu überlisten. Spinner, Blinker, Wobbler, Schwimmkugel mit Maden, Stoßgebete.... wir versuchten alles, aber keiner Biss an. Und das obwohl wir sie springen sahen. Richtig große, wilde Lachse. Muss das ein Gefühl sein so einen 10 Kilo Fisch an der Angel im Drill zu haben und Abends ein köstliches Sashimi zu genießen. Aber es sollte nicht passieren auf dieser wunderbaren Kanutour.

Nachtrag: Im Jahr darauf hat das dann ja geklappt mit dem Lachs: 2010: Kanutour Kalixälven und Kaitumälven - Lappland


Martin ein Rafting-Angel Guid vom Camp holte uns schließlich ab und wir konnten für die letzten vier Tage unser kleines Häuschen im Camp beziehen.
Und dann gab es ein richtig dickes Lob von den Leuten im Camp. Sie hätten nie gedacht das sie das Kanu in diesem Zustand zurückbekommen. Sie hatten gemeint, wenn alle Leute ihr Kanu so gut unter Kontrolle hätten wie wir, dann würden ihre Kanus 100 Jahre halten. Wir haben offensichtlich doch einiges richtig gemacht.

 

13 bis 16 August 2009. Entspannung im Camp

Wir hatten von Anfang an geplant noch die letzten Tage im Camp zu verbringen und Dinge wie Matratzen, Dusche, Sauna usw. zu genießen.

Im Camp lernten wir Michael und Peter kenne, zwei Schweden welche mit ihren Söhnen Christian und Max für eine Woche nach Lanio kamen. Alle waren total sympathisch und die Jungs waren ständig unterwegs um den Fischen nach zu stellen.
Wir machten einmal einen Ausflug zu einem See in der Nähe welcher einen guten Forellenbestand haben sollte. Wir haben zwar keine erwischt aber zumindest war Christian einmal erfolgreich und hatte eine schöne Forelle gefangen.

Die Forelle gab es dann zum Abendessen, denn wir wurden zum Abendessen bei Ihnen im Nachbarhaus eingeladen. Hierbei haben wir die verschieden Fische entweder in gebackener oder geräucherter Form uns einverleibt. Da der Abend irgendwie unter dem Motto stand das es zu jedem Fisch mindestens ein Glas Absolut Wodka gab war dieser äußerst lustiger Abend recht früh zu Ende, zumindest für Holger, Jens hat es geschafft die Fahne etwas länger hoch zuhalten.

Mücken, richtig Mücken wurden in diesem Bericht nicht erwähnt. Es gab sie natürlich während unsere Reise, aber in diesem Fall hat sich das Wetter nicht nur auf weniger Fische ausgewirkt sonder auch auf die Mücken Population. Dies war natürlich traumhaft, da es dort oben mit den Biestern richtig übel werden kann.... Erzählungen darüber haben wir schon viele gehört darüber.

Sonntags wurden wir dann vom Angel Guide Martin zum Flughafen nach Kiruna gebracht und wir mussten wieder zurück in die Heimat.