Reisebericht: Kanutour in Lappland / Finnland
Gewässer: Ivalojoki und Inarijärvi (Inarisee)
Wer: Holger, Jens, Wotan und Tobi
Wann: Mitte Juli bis Anfang August 2013
Länge: 140 Kilometer
Touren Details:
Kanustrecke 1: Kanutour Ivalojoki
Kanustrecke 2: Mögliche Kanutouren Inarijärvi
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Finnland: Kanutour auf dem Ivalojoki und dem Inarijävi
"Ferien auf dem Ponyhof" oder "Dicke Kinder sind schwerer zu kidnappen"
Prolog:
Der Ivalojoki ist ein Fluss im Norden Finnlands. Er entspringt im Nordwesten von Finnland. Anschließend schlängelt er sich auf ca. 180 Kilometer in nordöstlicher Richtung bis er in den südlichen Inarisee mündet. Die Landschaft, die er dabei durchfließt, ist zu Anfang absolute Wildnis, später tauchen ein paar Ferienhäuser am Flussufer auf bis er direkt durch das Städtchen Ivalo fliesst. 1870 gab es einen Goldrausch am Ivalojoki und noch heute versuchen ein paar nackte Goldgräber ihr Glück am Ivalojoki.
Ob das so ein gute Idee war? Im Normalfall läuft das anders herum. Zuerst sollte man den Teil der Reise hinter sich bringen, der von Verzicht, körperlicher Anstrengung und den unangenehmen Ausdünstungen der Reisegefährten geprägt ist. Erst anschließend sollte dieser entspannte und komfortable Teil des Kanuurlaubs kommen. Ja, in diesem Bericht geht es um eine Kanutour, das ist zuerst einmal gar nicht so deutlich.
Jetzt sitzen die zwei selbsternannten Navi Seals zu Beginn des Kanuurlaubs im Guesthouse Husky, schlürfen eine vorzügliche finnische Suppe mit Rentierfleisch, trinken dazu den mitgebrachten Merlot und müssen lediglich nur die Entscheidung treffen ob sie anschließend 3 oder 4 Aufgüsse in der Holzsauna machen wollen. Herrlich. Und die Freunde daheim glauben seit Jahren, dass wir hier oben immer nur knapp dem Tod durch Verhungern, Ertrinken, Erfrieren oder lappländischen Todesmücken entrinnen.... in welchem Packsack war denn jetzt die zweite Flaschen von diesem Falesco Montiano? Könnte schwer werden, sich nach drei Tagen in diesem Wohlfühl- Häuschen ins nasse Kanu zu setzten.
Das Jens und Holger vom Team Bodensee gelassen im Guesthouse sitzen, ist die alleinige Schuld vom Kanuteam NRW. Wotan und Tobi waren nicht Manns genug ihre Verbeamtung aufs Spiel zu setzen, und ebenfalls früher nach Finnland anzureisen. Nun es sei ihnen verziehen, den sie sind schließlich dafür verantwortlich, dass auch in Zukunft geistige Größen in unserer Gesellschaft herangezogen werden und unsere Renten sicher sind. Sie werden also erst am Montag in Ivalo landen. Dann geht es gemeinsam auf den Ivalalojoki, welchen wir bis zur Mündung in den Inarisee hinunterpaddeln möchten. Bis zu ihrer Ankunft dürfen Holger und Jens, ausgehend vom Basiscamp Huskyhouse die Gegend unsicher machen. Wir dachten an ein bisschen wandern, zudem hat das Guesthouse auch ein paar Fahrräder, welche wir uns ausleihen können. Ach ja, wir sind übrigens in Finnland, genauer gesagt in finnisch Lappland, ein paar Kilometer oberhalb des Polarkreises.
Samstag 20.7.2013 - Stockfisch day
Nach einem herrlichen Frühstück laufen wir erst einmal Querfeldein in nördliche Richtung. Das machen wir ein paar Stunden, schauen dabei immer mal wieder zur Orientierung auf das GPS. Es ist immer dasselbe am ersten Tag in Lappland. Man freut sich einfach über alles: Die Rentiere im Wald. Unmengen an Blaubeeren. Gras, Moos, Bäume sieht alles anders und besser aus als im Süden. Und dann diese Stille. Ein Traum. Von einem kleinen Berg können wir den Ivalojoki fotografieren, wie er sich direkt an der Landebahn vom Fluhafen Ivalo vorbei schlängelt. Im Grunde kann man ja direkt vom Rollfeld ins Kanu hüpfen und zum Inarisee paddeln. So etwas gibt es sonst nirgends.
Hin und wieder kreuzt ein Waldweg oder eine Schotterstraße unseren Weg, die OpenStreetMap Karten sind selbst hier oben noch echt genau. Gegen Mittag beschließen wir ein Rast an einem See zu machen. Wie durch ein Wunder entdecken wir eine kleine Angelausrüstung in unserem Rucksack und überprüfen unsere Angelfähigkeiten. Sie funktionieren noch. Nach ein paar Minuten haben wir die erste Forelle, und das auch noch in der idealen Portionsgröße. Wir hatten eigentlich nicht vor etwas zu essen bis zum Abend, aber jetzt kriegen wir doch Lust auf fangfrische Forelle. Fischsuppe und Knusperlis sind nicht umsetzbar, da keinerlei Gewürze oder Kochutensilien dabei sind, also gibt es Stockfisch. Stockfisch kann man immer zubereiten. Alles was man benötigt, findet man hier draußen. Stock und Fisch. Und geschmacklich ist Stockfisch sowieso der Hammer. Wir machen Feuer, suchen den passenden Stock und ca. 1 Stunde später genießen wir den Fisch. Herrlich was für ein sensationeller erster Tag.
Video: Stockfisch Zubereitung mit Forellen Fang.
Wir liegen also auf dem Waldboden. Essen gemütlich und genießen diese Ruhe. Stille. Zurücklehnen. Augen zu. Stille. Da stimmt was nicht. Was war das? Da war doch anders letztes Jahr. Mücken! Augen auf! Kneifen. Mal rüberschauen zum Jens, eventuell sind sie mal wieder alle bei ihm und er liegt eingemottet und fluchend unter dem Mückennetz. Nein. Selbst seine glatt rasierten, Ich-fahr-30000-Kilomter-Im-Jahr Radfahrerbeinchen werden von keinem einzigen Vieh penetriert. Das gibt’s nicht. Wir sind oben in Lappland, es ist Sommer, windstill, es regnet nicht und keine einzige Mücke um uns herum.
Und diese Blaubeeren überall. Und dann sind die Dinger auch noch so riesig. Heute und auch die kommenden Tage sind wir ständig am Blaubeeren essen. So viele wie dieses Jahr gab es noch nie, und geschmacklich absolute Premium- Qualität. Läuft hervorragend.
Pünktlich zum Abendessen treffen wir wieder im Gueshouse ein und das beschwerlichste ist wieder die Wahl des Weines und die Anzahl der Sauna Aufgüsse.
Sonntag 21.7.2013 - Fahrrad day
Wir leihen uns ein paar Fahrräder vom Guesthouse und düsen mit diesen los. Macht ebenfalls wahnsinnig Spaß. Wir besuchen den lokalen Hunde Friedhof und nach ein paar Stunden steuern wir wieder unser kleines Plätzchen vom Vortag an. Wir bekommen wieder Lust auf Forelle. Jens wirft aus - und zack mit dem ersten Wurf ist der Mittagssnack am Hacken. Wir lieben Lappland.
Im Guesthouse Husky gibt es Abends finnische Lachssuppe. Sensationell. Holger kennt sie schon aus Oulu, wo er einen kleinen Besuch bei der Familie und dem finnischen Crodile Dundee Arttu im April absolviert hat. Das Rezept haben wir dann der Outdoor Küche etwas angepasst, eine persönliche Komponente hinzugefügt und ein paar Tage später selber während der Kanutour zubereitet.
Morgen müssen wir ja auschecken. Wir unterhielten uns auch noch eine Weile mit Outi. Outi organisiert alles hervorragend im Guesthouse Husky und kümmert sich um die Gäste. Sie spricht neben Finnisch auch noch hervorragend Englisch und Deutsch. Das Guesthouse hat ca. 120 Huskys und der Sommer ist wohl eher Nebensaison hier. Das Guesthouse liegt nicht direkt am Ivalojoki, aber kommt man den Fluss heruntergepaddelt lohnt sich ein Stopp und ein kurzer Fußmarsch, schon allein wegen dem selbstgebackenem Brot und der Marmalade dort. Ein Traum.
Im Guesthouse hat man auch die Möglichkeit, im Rahmen von Work-And-Travel ein paar Wochen zu verbringen. So haben wir dort noch Work-and Traveler aus Italien und England kennen gelernt welche hier in finnisch Lappland eine schöne Zeit verbracht haben. Eine tolle Möglichkeit für Outdoor Liebhaber. Eine etwas blutleere, österreichische Veganerin auf dem Weg der Selbstfindung hatte es nicht so leicht. In einem Gebiet in welchem seit Jahrhunderten gejagt, gefischt und mit Hunden gearbeitet wird, ist es einfach nicht der ideale Ort um festzustellen, dass man gegen das Halten von Hunden bzw. Nutztieren ist … nun ja sie ist dann auch ein paar Tage später weitergezogen.
Montag 22.7.2013 - Und wieder ein Lebensjahr verloren
Ab mit dem Taxi zum Flughafen Ivalo. Wir haben ein Taxi gebucht, welches mit uns alle Fahrten macht bis hin zur Einsetzstelle am Ivalojoki. Team Köln mit Wotan und Tobi stehen am Flughafen und die Paddelgemeinschaft aus dem Jahr 2011 am Kaitumälven ist wieder vereint. Klasse, ein tolles Gefühl, Freunde nach länger Zeit wieder zu sehen. Wir teilen uns gleich mal auf. Wotan und Jens lassen sich am Supermarkt absetzen, Tobi und Holger sollen die nötigen Angellizenzen für die Kanustrecke am Ivalojoki organisieren.
Angellizenzen in Finnland: Ivalojoki / InariseeTobi und Holger steuern als ersten mal die Touri Info in Ivalo an. Wir gehen davon aus, dass wir dort zuverlässig und schnell alle nötigen Angeldokumente erhalten können. Tun wir nicht! Also, an dieser Stelle muss man auf eine finnische Eigenart hinweisen. Finnland ist ein unglaublich schönes Land mit einer tollen Natur. Vor allem hier oben im Norden ein absoluter Traum. Elche, Rentiere, Wölfe, Bären und noch viele andere Tiere. Der gemeine Finne verbringt auch gerne seine Freizeit in der Natur. Er braucht dazu auch keine mehrere hundert Euro teure Ausrüstung wie wir Mitteleuropäer. Der Finne hat es einfach im Blut, und kann auch zwei Wochen mit einer Polyester Trainingsjacke ein Rafting Boot paddeln ohne krank zu werden oder sich gar unwohl zu fühlen. Die Finnen sind auch gerne zum jagen und Fischen in ihrer prächtigen Natur. Man könnte also denken, dass es sehr einfach ist ,die erforderlichen Lizenzen und Genehmigungen zu erhalten. Weit gefehlt. So jetzt haben wir das mal Schwarz auf Weiß. Dies ist ein Zitat aus einer finnischen Touristenbroschüre: „Das System der Angelgenehmigungen ist ziemlich kompliziert, da sowohl staatliche als auch verwaltungsbezirksbezogene und regionale Angelscheine eingeholt werden müssen.“ Eine grobe Zusammenfassung über diese Regeln bekommt man auch hier: Angellizenzen Skandinavien.
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420 Euro ärmer verlassen Tobi und Holger den finnischen Angelladen und gehen zum Supermarkt. Dort haben Jens und Wotan angefangen, die üblichen Dinge wie Lebensmittel, Klopapier oder (vergessene) Schneidebrettchen zu besorgen. Ein nicht näher bezeichnetes Mitglied der Navy Seals Truppe verliebt sich kurzfristig unsterblich in die, durchaus niedliche finnische Regaleinräumerin, was unseren Aufenthalt im Supermarkt etwas verlängert. Mit einem gebrochenem Herzen geht’s dann aber doch irgendwann mal weiter mit dem Taxi nach Ivalon Mati. Ivalon Mati ist eine gute Einsetzstelle für eine Kanutour auf dem Ivalojoki. Eine Straßenbrücke führt dort über den Fluss.
Nach der Verabschiedung vom Fahrer machen wir uns daran die Boote aufzupumpen und zu beladen. Wir haben zwei Grabner Luftboote dabei. Ein Modell „Grabner Adventure“ und eine „Outside“ Variante. Jens und Holger waren im vergangenen Jahr schon mit dem Adventure auf dem Poroeno und Lätäseno unterwegs. Den Outside hat uns Roland von Kanu Brandl am Bodensee zur Verfügung gestellt. Ok, hier noch ein paar Informationen zur bezüglich der Vorbereitung zur Kanutour 2013.
Hintergrund Informationen: Vorbereitende Projektphase „Kanutour Ivalojoki 2013“ / Anreise / Pornobalken und Federn
Anreise: Im Frühjahr 2013 war klar, dass wir dieses Jahr wieder im 4er Team paddelt konnten. Da wir uns letztes Jahr einen Grabner Adventure gekauft hatten, wollten wir diesen auch wieder einsetzen. So ein Boot schreibt sich ja nicht ab wenn es ungebraucht im Keller liegt. Und der riesige Vorteil von Luftbooten, wie auch von Faltbooten, sind nun eben mal die einfachen Transportmöglichkeiten. Somit haben wir uns erstmals bei Finnair erkundigt: Ein Gepäckstück extra bis 32 Kilo kostet 40 Euro, einfach. Macht also 80 Euro hin und zurück. Das ist in jedem Falle günstiger wie eine Kanumiete für zwei Wochen, daher war klar, dass der Grabner mitkommt. Die Ökobilanz wurde dabei großzügig ausgeblendet. Im Frühjahr ist Holger auf eine Aktion aufmerksam geworden. „Paddeln gegen NOMA“. Informationen darüber findet man hier. Die wichtigste Information bezüglich dieses Reiseberichts ist aber folgende: seit dieser Aktion von Roland hat man sich immer mal wieder getroffen oder per email ausgetauscht, denn Roland organisiert Kanutouren in der Bodenseeregion. Als Roland mitbekommen hat, dass wir im Sommer 2013 in Lappland sind und uns noch ein Kanu fehlt. Sagt er, als ob das selbstverständlich wäre, dass wir sehr gerne sein Grabner Outside für diese zwei Wochen haben können. Klasse, war supernett und hat uns geholfen Geld zu sparen. Also haben wir nochmals ein Extra Gepäckstück bei Finnair gebucht.
Das superschlaue Super-Huhn: Auf dem Hinflug von Helsinki nach Ivalo wurden wir entweder nach Strich und Faden verarscht oder wir haben jemanden kennengelernt, dessen gesunder Menschenverstand dem Angelenthusiasmus zum Opfer fiel. Klar, der Flieger war wieder voll von Personen denen man sofort angesehen hat, dass sie sich dort oben ihre zweiwöchigen Wildnistage abholen wollten. Mit Zweien von diesen haben wir uns unterhalten. Die sahen eigentlich ganz normal aus. Fliegenfischer. „Wo geht’s hin“ „Wo wart ihr schon“ Bla bla bla. So und dann fängt der eine doch tatsächlich davon an, von so einer „Wunderfliege“ zu erzählen. Hinweis für absolute Nicht-Angler: Eine Fliege besteht aus irgendwelchem Firlefanz-Gestrüpp mit Haken den man dann ins Wasser hängt. Der Fisch denkt sich, dass das eine echte Fliege ist, beißt rein und hängt an selbigem. So weit so gut.
Mittlerweile vermuten wir folgendes:
Pornostar in Lappland ?: Dem gemeinen Kanureiseberichtsleser wird sich nach den ersten Bildern die Frage stellen: „Wieso sieht einer der Typen so aus, als ob er sein Geld in der Erotik Filmbrache verdient? Spezialgebiet Oberlippenbart Fetischismus?“. Hintergrund hierfür war ein Klappradrennen im Schwabenländle (Link Zeitungsartikel). Hier wurden Style Punkte für gewisse Optik Features vergeben. Die betreffende Person hat an diesem 70er Jahre Style dermaßen gefallen gefunden, dass es noch bis zum Urlaub anhielt. Nun mittlerweile rennt der Gute jedenfalls wieder normal herum. Und man darf durchaus auf ein Video hinweisen welches zum einen sehr geil ist und die Protagonisten ähnliche Style Features auffahren:
Video: Geile Typen im 70er Style
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Nachdem alles verstaut und festgezurrt war paddelten wir los. Alle waren total outdoor- und angelheiß. Nach ca. 100 Metern war der erste Spinner im Wasser. Paddel Kilometer waren alles andere als wichtig, erst einmal so richtig ankommen. Den „Wer-fängt-den-ersten-Fisch“ gewinnt inoffiziell Team Bodensee. Allerdings haben die sich nicht an das gängige Regelwerk gehalten. Sie haben den Hecht außerhalb der Sichtweite von Team Köln gefangen und keine Beweisfotos gemacht. Damit wurde der Sieg nicht anerkannt. Und dann kam Tobi The Ripper.
Tobi musste 2 Jahre lang seine Angellust und Frischen-Fisch-Hunger komplett unterdrücken. Wie schwer ihm das gefallen sein muss, hat man gesehen als er den zweiten Biss hat und ein schöner 70 cm Hecht gedrillt wurde. Der Hecht war keine 2 Sekunden aus dem Wasser, da hatte dieser schon Tobis Messer senkrecht im Kopf stecken. Der Typ vom deutschen Angelprüfung Vorbereitungs- Kurs hätte wohl einen Herzkasper bekommen. Man muss es Tobi verzeihen. Sobald Tobi etwas an der Angel hat, denkt er an Fischknusperlis, und die gilt es mit allen Mittel zu verteidigen und nicht mehr entkommen zu lassen.
Nach 3 Stunden entspanntem Paddeln richten wir unseren ersten Lagerplatz für die Nacht ein. Die Lebensmittel werden nochmal geordnet. Alles kommt in die vorgesehenen Zipper Beutel und anschliessend werden die verschiedenen Dinge auf die Kanusäcke und Tonnen verteilt. Wir essen die traditionellen Knusperlis, erzählen uns gegenseitig die wichtigsten Updates vom Bodensee bzw. Köln, und alle sind glücklich.
In dieser testosteronüberfluteten Runde hat es dann auch nicht lange gedauert, bist die diesjährigen Fitness Rules festgelegt wurden. Man erwartet natürlich immer eine gewisse Steigerung verglichen mit der letzten Kanutour in genau dieser Gruppenzusammensetzung. Daher lag das tägliche Grundsoll bei 100 Liegestützen welche eigenständig absolviert werden mussten. Zudem wurde auch gleich ein Bußkatalog für die nächsten zwei Wochen festgelegt:
„Wassereimer umtreten“ macht 50 Extra Liegestützen. „Messer nicht am Mann“ macht 50 extra Liegestützen usw. Das läuft immer gleich in so einer Sportlerrunde. Ob Kampfkünstler, Radfahrer, oder Eishockey Spieler, alle reagieren gleich auf dieses Wettkampf Getue; Man setzt noch einen drauf, und wenn nicht sofort alle gleich zustimmend nicken, bist du das Weichei. Sollte dir so ein Satz wie „Ist das nicht etwas zu viel“ über die Lippen kommen machst du erst mal 50 extra und bereust das für den Rest des Urlaubs. Den Spruch bekommst du dann 5 mal die Stunde um die Ohren gehauen. Das einzig was gegen immer weitere Steigerungen hilft, sind schlagfertige Argumente gegen sportliche Ertüchtigung, welche nicht nach Unsportlichkeit klingen. Die Argumetation kann dabei total sinnfrei sein, nur gekonnt rüberbringen muss man sie.... beispielsweise: „Dicke Kinder sind schwerer zu kidnappen!“
Dann spielten wir noch eine Runde Mäxle. Der Verlierer musste dann, selbstverständlich, 50 Liegestützen machen. Es schien wieder einmal ein durchaus sportliches Ding zu werden, diese Kanutour in Finnland.
Dienstag 23.7.2013 - Sonnenschein und Flickerrei
Während es am Tag davor noch bewölkt und etwas kühl war, beginnt heute der zweite Teil des Urlaubs, zumindest wettertechnisch: Klarer Himmel, Sonne, so gut wie keine Wolken.
Wotan beginnt den Morgen mit dem Hinweis, dass er da im Mixed Martials Arts Training einen super Bauchmuskel-Trainingszirkel kennengelernt hat. Nennt sich „Fit for MMA“. Jens behauptet noch 5 Tage später, dass er immer noch Muskelkater von dieser ersten Einheit hatte.
Der Tag auf dem Fluss verläuft klassisch. Paddeln, treiben lassen, rumangeln. Die kleinen Schnellen auf dem Ivalojoki bringen immer mal wieder Abwechslung. Schwierigkeiten stellen sie eigentlich keine dar. Der niedrige Wasserstand erfordert allerdingss, dass man die möglichst tiefen Stellen erkennt. Ansonsten muss man das Kanu immer mal wieder frei ruckeln.
Tagsüber entdecken wir ein kleines Loch im Grabner Outside. Es ist mini und man kann nicht einmal merklich erkennen, dass der Luftdruck nachlässt. Es waren eher die Luchsohren welche den Schaden wahrgenommen haben. Wir können es uns nicht erklären wie es dort hingekommen ist. Eventuell war es vorher schon drin? Roland veranstaltet mit dem Outside Boot ja recht spaßige Wildwasser Tagesausflüge in der Nähe vom Bodensee.
Uns ist es natürlich unangenehm, da wir das Boot von Roland ausgeliehen haben. Wir flicken das Loch am Abend, sodass am nächsten Tag wieder alles tip top ist. Roland, der entspannte Hund, hat nach dem Urlaub einfach abgewunken und gemeint so was passiert halt. Das Boot ist ja immer noch voll einsatzfähig. Für ihn was das ganze damit erledigt.
Mittwoch 24.7.2013 - Hecht ... nur wenn es sein muss
Das Outside Luftboot ist wieder fit. Die Sonne knallt wieder. Nach einer Weile kommen wir zum Zusammenfluss mit dem Reposuvanto. Der Ivalojoki fließt gemütlich vor sich hin und wieder kommen kleine Schnellen, welche wir dann auch meistens abfischen. Hin und wieder machen wir auch Landesexkursionen zum Baden und snacken.
Video: Hechtdrill mit fast voller Speicherkarte
Hechte gibt’s ja überall und sie lassen meist auch nicht lange auf sich warten. Wir setzten sie aber meistens zurück, da wir eigentlich nur scharf auf Forellen (Taimen auf finnisch), Äschen oder Saiblinge sind. Wir sind da mittlerweile etwas verwöhnt was unsere Lieblingsfische angeht. Hechte sind durchaus schmackhaft aber bei den Edelsalmoniden können sie halt doch nicht mithalten. Und beim drillen? Nun der gemeine Hecht ist eigentlich ein ziemlich müder Lappen. Der macht meistens nur zwei bis drei ernsthafte Fluchtversuche wenn er gehackt ist. Dann gibt er auf. Irgendeine militärische Auszeichnung für besonderen Kampfeswillen kann man dem einfach nicht zusprechen. Die Äschen und Forellen hingegen legen sich durchaus mehr ins Zeug und erst wenn sie abgestochen im Kanu liegen, kann man sicher sein, dass sie nicht mehr entkommen. Wobei wir bis zu diesem Tag auch noch keine Forelle erwischt hatten, welche man als küchentauglich bezeichnen konnte. Das änderte sich allerdings später, als wir einen Spinner schleppend einen ziemlich ruhigen Abschnitt durchpaddelten. Bei Jens beißt eine ordentliche Forelle an und wir kriegen sie auch raus. Dies bedeutet somit gleichzeitig 50 Extra Liegestützen für das Team Köln.
Die Wildnisküche zaubert an diesem Abend im Outdoor Wok eine finnische Fischsuppe aus den Fischfilets. Extrem lecker, daher wurde das Rezept auch in die „Must have“ Liste der Outdoor Rezepte aufgenommen: Rezept finnische Fischsuppe.
Donnerstag 25.7.2013 - Ferien auf dem Ponyhof
Wir sind unterfordert was die körperliche Ertüchtigung angeht, dies wird immer mehr und mehr deutlich. Letztes Jahr am Lätäseno, das war eine echt knackige Männertour. Da waren wir ordentlich unter Druck durch das häufig treideln und die vielen Portagen. Die Umstände am Ivalojoki sind anders. Wir haben bis hinunter zum Inarijärvi keine einzige Umtragung und die Stromschnellen sind auch nicht so heftig. Das ganze ist zusammen mit dem schönen Wetter und den nicht vorhandenen Mücken eher wie „Ferien auf dem Ponyhof“. Also gibt es erst mal wieder „Fit for MMA“ Bauchmuskel Training und andere körperliche Ertüchtigungen.
Am Nachmittag paddeln wir dann gemütlich los. Es sollte der Tag der Verluste werden. Immer wieder sind es kleine Stromschnellen bis WW II welche auftreten und im Normalfall bringen sie uns nicht ernsthaft in Bedrängnis, außer wenn es blöd läuft. Denn was sich schon nach den ersten Metern im Grabner Outside gezeigt hat: Das Ding ist schwieriger zu beherrschen als der Adventure.
Das Grabner Adventure ist ein wunderbares Allround Luftboot - der Grabner Outside ist mehr ein Spezialist:
Exkurs: Luftboot Grabner OutsideDas Outside ist für Wildwasserfahrten ausgelegt. Hochgezogenes Heck und Bug. Der Bootsboden ist eher rundlicher und nicht so flach wie beispielsweise bei den gutmütigen Verleihkanus. Diese Rundungen im Bootsboden bringen den Vorteil, dass es sehr wendig ist. Es wechselt schneller seine Ausrichtung wie ein Silvio Berlusconi in einem Raum voller gehirnamputierter Topmodels. In der Praxis bedeutet dies, dass dieses Boot sofort Feedback zu eventuellen Nachlässigkeiten gibt. Wenn man gemeinsam auf einem ruhigen Abschnitt paddelt so müssen Bug und Heckpaddler immer synrchron ihren Paddelschlag absolvieren. Das ist ja vollkommen normal. Wenn allerdings einer mal ein Schlag auslässt weil er zum Beispiel etwas trinkt, macht das Outside sofort eine Pirouette. Die Wendigkeit bringt Vorteile, wenn im Wildwasser schnelle Richtungswechsel nötig sind, erfordert aber gleichzeitig eine absolute Kontrolle der Paddler.
Und das Knien im Boot war aufgrund des mangelnden Platzes leider nicht umsetztbar. Hierbei ist die Gefahr zu groß, dass man sich bei einer eventuellen Kenterung die Unterschenkel einklemmt, und dann hat man ein ernstes Problem. Das ist im übrigen auch beim Adventure Kanu so. Wenn man kniend im Boot sitzt und vor sich noch etwas Ausrütung im Boot hat, stellt man sich automatisch die Frage: „Bekomme ich meine Unterschenkel bei einer Kenterung schnell genug da raus?“ Diese Gefahr sehen viele Paddler. User „Pielinnen“ von outdoorseiten Forum hat für einen solchen Fall eine Art Panikschlaufe am Sitzbrett. Pielinnen ist schon einige Male mit dem Outside auf kanadischen Flüssen unterwegs gewesen (Mountain River und Hess River) und hat hier einige Erfahrung mit dem Kanu vorzuweisen. Die Panikschlaufe ermöglicht wohl einen Schnellausstieg. Ich werde mal versuchen, mehr Informationen darüber zu bekommen und sie dann noch dem Reisebericht hinzuzufügen. Weshalb der Hersteller Grabner auf dieses Bedürfnis noch nicht reagiert hat, ist uns allerdings schleierhaft. |
Bleibt der Outside Kanadier beispielsweise an einer flachen Stelle hängen, muss man mit Gewichtsverlagerung oder Paddelstütze sehr schnell reagieren um ein flippen um die Längsachse zu verhindern.
Und dieses schnelle Reagieren hat an diesem Tag in einer WW II bei Wotan und Tobi nicht optimal bzw. gar nicht funktioniert. Das Outside flippte und lag dann Kiel nach oben in der Stromschnelle. Alles nicht so wild da ausschließliche alle Ausrüstungsgegenstände mit Seil oder Gurt am Kanu gesichert sind. Nun ja, eben nur fast alle Gegenstände. Die nagelneue, mit Herzblut ausgesuchte Angel samt Angelrolle war weg, ebenso das Walkie Talkie. Diese kleine Kenterung hat im Geldbeutel echt mal wehgetan.
Tipp am Rande: Wir sichern die Teleskop Angel während der Tour normalerweise mit einem großen Karabiner, welcher irgendwo sicher eingehackt ist. Damit ist man einigermaßen gegen Verluste gesichert und hat sie trotzdem immer schnell zur Hand. Tobi hätte diesen Hinweis an dem Tag lieber beachten sollen.
Bild: Mit Karabiner gesicherte Angel im Kanu
Unterhalb der Stromschnelle machen wir Rast, trocken die Kleidungstücke in der Sonne und Angeln nebenher zwei Hechte.
Am heutigen Lagerplatz finden wir einen alten Rentierschädel mit Geweih. Ein ideales Ziel für ein Zwillen- Schießwettbewerb. Wir hängen das Ding in einigem Abstand in die Bäume und jeder darf abwechselnd seine Jagdkünste unter Beweis stellen. Tobi trifft als erster und freut sich, man ahnt was kommt, dass die anderen die ausgerufenen 50 Extra Liegestützen absolvieren.
Freitag 26 Juli 2013 - Baker day
Nach kurzer Paddelzeit kommen wir nach Kuttura. Hier befindet sich eine Strassenbrücke. Zudem ist es für viele Kanuten der Ausgangspunkt für eine Kanutour auf dem Ivalojoki. Ab hier beginnt der Canyon eines der schönsten Täler, welches wir je gepaddelt sind. Es folgen ein paar kleinere Stromschnellen und wir sind an der Wilderness Hut Kyläjoki.
Dort bleiben wir. Immer wieder toll was die skandinavischen Länder dem Outdoor Liebhaber für eine Infrastruktur bieten. Wir nutzen den relativen Komfort zum Entspannen und Brot backen. Abends gibt es noch ein Pilzrisotto. Beim Pilze zubereiten sollte man die Dinger mindestens 20 Minuten kochen, damit sich die Proteine sauber aufspalten. Macht man dies nicht, liegen Pilze noch schwerer im Magen als gewöhnlich. Diese Erfahrung macht Tobi in dieser Nacht, was halbverdaute Pilze im Gebüsch unterstreichen. Zudem hören wir in dieser Nacht ein Gewitter, welches in ein paar Kilometer Entfernung vorbeizieht.
Samstag 27 Juli 2013 - Maybe real white water?
Die Sonnen knallt jetzt richtig. Das Landschaftsbild steigert sich ebenfalls nochmal. Die Stromschnellen machen einfach Spaß. Man muss allerdings schon darauf achten wo der Hauptstromzug verläuft. Der Wasserstand könnte etwas höher sein, dann gäbe es überhaupt keine Problem mit Steinkontakten. So bleibt man aber hin und wieder hängen, muss reagieren damit sich das Boot nicht querstellt. Anschließend ruckelt man sich frei, hilft mit dem Paddeln nach, oder muss doch auch mal aus dem Boot und alles stehend im Wasser wieder ausrichten.
Wir kommen zur Saarnaköngäs Stromschnelle. Das ist eine von zwei Stellen, welche man vor dem Befahren begutachten sollte. Im Falle dieser Stromschnelle ist dies auch nötig, denn man erkennt die einzig mögliche Passage von Flussaufwärts ansonsten nicht. Bei unserem Wasserstand war nur eine Linie möglich. Wir haben die Stellen und die Durchfahrten mal per Video festgehalten. Wie gesagt, der Wasserstand war niedrig und der Film wird sicherlich nicht am European Outdoor Film Festival gezeigt werden und wahrscheinlich können wir uns damit auch nicht bei Red Bull bewerben. Aber zumindest sieht man mal, wie schön es dort ist.
Video Saarnaköngäs Stromschnelle
Der aufmerksame Leser hat es schon gesehen. Wir haben es dieses Jahr doch nochmal mit der GoPro probiert, dieser untreuen Schlampe nochmal eine Chance gegeben. Die Videokamera wurde mit Panzerband / Gewebeband vorn am Bug befestigt. Wir haben das Ding letztes Jahr verflucht, das kann man ja im Reisebericht vom letzten Jahr nachlesen (2012 Kanu Reisebericht: Valijoki, Poroeno und Lätäseno - Reizthema GoPro). Auch hatten wir in letzter Zeit keinen GoPro Vertreter getroffen um an ihm auszuprobieren ob es wenigstens für eine Darmspiegelung taugt. Somit war es immer noch in unserem Besitz und war dieses Jahr auch zuverlässiger als im vergangen Jahr. Wir räumen ihr hiermit nochmal eine neue Probezeit ein.
Oberhalb der Saunakoski paddeln wir unter der Fußgänger Brücke hindurch und kommen immer tiefer in den Canyon hinein. Nicht ganz so tiefe Einblicke hätten wir uns bei diesem Aussteiger Goldgräber gewünscht. Dieser buddelte am linken Ufer und streckte uns dabei schön seinen blanken braungebrannten Hintern entgegen. Am Ivalojoki und dem Lemmenjoki ist 1870 ein Goldrausch ausgebrochen, logischerweise aufgrund dessen, dass hier Gold gefunden wurde. Ein paar Aussteiger versuchen hier immer noch ihr Glück und haben Claims mit Schürfrechten gepachtet, und mindestens einer von ihnen gräbt dort oben definitiv im Adamskostüm.
Wir finden auf der rechten Seite einen super schönen Platz. Auch dort ist wieder ein vorgefertigter Outdoor-Sauna-Steinhaufen. Wir Idioten nutzen ihn aber heute immer noch nicht, dazu kommen wir erst am nächsten Tag.
Es gibt einen kurzen Regenschauer kurz nach unser Ankunft. Kommt jetzt der Wetterumschwung? Nix da. Die Sonne kommt noch während dem Regenschauer zurück und zaubert einen Regenbogen. Da es so schön sonnig ist, baden heute auch wieder alle, was auch zur Freude beim jeweiligen Zeltgenossen führt. Merinowolle hat halt auch seine Grenzen.
Sonntag 28 Juli 2013 - Schönster Lagerplatz ever mit Sauna
Mit frischen selbstgebackenen Broten geht es weiter auf dem Ivalojoki. Es kommen ein paar spaßigere kleine Stromschnellen und wir paddeln gemütlich den Canyon hindurch... mal wieder bei schönstem Wetter. Das hier ist Genuss pur und irgendwann kommen wir zum Großvater aller Lagerplätze. Am rechten Ufer, direkt an einer kleinen Düne gelegen. Schönste Aussicht, bestes Brennholz und dahinter ein Berg, den es zu erwandern gilt. Perfekt.
Nach dem Lageraufbau besteigen wir den Berg und genießen die körperliche Ertüchtigung und den Ausblick. Getauft wird er auf den Namen Pitz Tobi II. Nach dem Abstieg vertreiben wir uns die Zeit mit Angeln und Zwillenschießen.
Etwas entfernt am Ufer finden wir wieder eine vorgefertigte Outdoor-Sauna Konstruktion. Das ist ein großer Steinhaufen, welchen man von innen schön mit Holz anheizen kann. Über einem Gerüst welches man mit Ästen selber baut, oder das wie in unserem Fall schon vorhanden ist, wirft man eine Plane und schon hat man eine Sauna. Dies ist auf jeden Fall die Theorie.
Wir sind auf der Tour am Ivalojoki auf verschiedene Konstruktionen dieser Art gestoßen, schließlich sind wir im Land in welchem die Sauna erfunden wurde. Wir selber sind sogar ausgesprochene Sauna Fans. Wieso haben wir das also noch nicht gemacht auf der bisherigen Paddeltour? Nun der Hintergrund liegt ein Jahr zurück. Auf der letztjährigen Kanutour haben wir das schon einmal „ausprobiert“, nun zumindest so halb. Problematisch war dabei ein 150 Kilo finnischer Sauna Gast mit 3,5 Promille im Blut welcher kurz vor dem Aufguss das Gleichgewicht verlor, nach hinten umkippte und dabei die Plane heruntergerissen hat. Ein durchaus unterhaltsamer und legendärer Abend, aber das Sauna Erlebnis hat sich nicht eingestellt. Wir dachten eher: „Ja, ganz witzig, aber für das bisschen Dampf der ganze Aufwand?“. Wir Füchse sind aber an diesem Abend zu der Erkenntnis gekommen, dass die Dinger besser funktionieren sollten, wie wir sie in Erinnerung hatten. Daher gingen wir das Abendprojekt „Outdoor Sauna“ nochmals an.
Wir haben also den Steinhaufen mit ordentlich Brennholz befeuert und das ca. 1.5 Stunden lang. Als wir davon ausgingen, dass die Steine nun ordentlich Temperatur hatten, haben wir die Plane über die Holzstangen gezogen und uns in der Sauna platziert. Den Eingang und alle Lücken schön mit der Folie abgedichtet. Zugegeben, wir haben eigentlich nicht viel erwartet, also haben wir mal gleich zwei ordentliche Becher Wasser aus dem Eimer drauf gekippt. 3 Sekunden später lag Navy Seals Woody rücklings außerhalb vom Sauna-Zelt. Holy Shit, das Ding hat richtig geil funktioniert. Victor, seines Zeichens Russe und der härteste, einzig wahre Saunaaufgiesser in den Bodenseethermen Konstanz, bringt die Ohren ähnlich zum glühen. Wir absolvierten drei steigernde Aufgüsse mit anschließendem Abkühlen im Ivalojoki. Die Sauna war einfach nur genial, ein absolutes Highlight auf unserem Ivalotrip.
Allerdings haben wir uns bei allem Spaß etwas dilettantisch angestellt. Wir haben uns eine leichte Kohlenmonoxid Vergiftung zugezogen. Verwunderlich ist das nicht, wenn man sich die Konstruktion überlegt. Gesund war es nicht, hat etwas gekratzt im Hals.
Das Problem waren zuerst einmal die Tannennadeln von den Bäumen, welche überall in die Ritzen von dem Steinhaufen gefallen sind. Wenn man denen ordentlich einheizt, dann glimmen die so vor sich hin. Verbrennen tun sie nicht richtig, entfernen kann man sie auch nicht, sonst hätte man den ganzen Steinhaufen abtragen müssen.
Natürlich haben wir vor der Sauna darauf gewartet, dass das Feuer nicht mehr brennt. Aber Glut war schon noch ordentlich vorhanden im Ofen. Eventuell hätten wir noch länger warten müssen, oder die Glut ausräumen? Wäre ein Loch oben in der Plane sinnvoll gewesen? Aber Kohlenmonoxid ist doch schwerer wie Luft? Sterben jedes Jahr mehrere Finnen in der Outdoor Sauna oder was ist der genaue Trick? Nun ja, wir bekommen bald ein Buch über Schwitzhütten, eventuell sind wir dann schlauer beim nächsten Mal. Empfehlen kann man die finnischen Outdoor Saunas in jedem Falle, ein Riesenspaß, aber etwas aufpassen muss man schon. Als wir zürück zum Lagerplatz gelaufen sind mussten wir den Hang hoch. Haben dann geschnauft wie ein harpunierter Wal … kein gutes Zeichen.
Montag 29.7.2013 - No go´s auf Kanutouren
Am nächsten Morgen sind die Lungen wieder frei. Wir paddeln los und nach 400 Meter kommt etwas ganz neues. Ein Regenschauer! Frechheit!. Offensichtlich denkt der liebe Gott aber immer noch dass wir ,nach dem Dreckswetter vom letzten Jahr am Lätäseno, noch was gut haben. Somit ist nach 15 Minuten wieder Sonnenschein.
Wir kommen heute zur zweiten „anspruchsvollen“ Stromschnelle, genannt Tolenkoski. Wir waren schon ganz gespannt und dachten, dass hier nochmal etwas Wildwasser Action aufkommt. Die Stromschnelle war zwar spaßig aber bei unserem Wasserstand leicht zu befahren. Abgesehen vom Ende des zweiten Abschnitt ging alles reibungslos durch, dort hat so ein Gummiboot unsere Ideallinie verstopft. Wir haben die gesamte Durchfahrt durch die Stromschnelle gefilmt.
Video: Durchfahrt Tolenkoski
Wir sind nun in Tolen. Von hier führt eine Straße entlang des Ivalojoki bis nach Ivalo. Der Fluss wird nun ruhiger und es sind immer mal wieder Ferienhäuser am Ufer zu erkennen. Man kann sich hier auch abholen lassen, und diesen Abschnitt, in welchem man zum ersten mal ernsthaft paddeln muss, auch auslassen. Das würde uns allerdings auf dieselbe Stufe stellen wie die Downhill Biker, welche sich mit der Gondel den Berg rauffahren lassen und dann aber von ihren knallharten und anstrengenden Touren erzählen... wir paddeln also.
Nach ein paar Landgängen zur Lagerplatz Begutachtung finden wir auch ein nettes Plätzchen. Wir richten uns ein und es beginnt etwas länger zu regnen. Mit einem perfekten, durchgängigen Regenbogen am Ende. Ein perfekter Halbkreis, das gab es auch noch nie. Das Bauplanen Tarp wird heute also zum ersten mal seinem eigentlichen Zweck zugeführt.
Exkurs: No go MülltütenblauDas mit dem Tarp war ja auch so eine Sache. Klar, wir waren zu viert unterwegs. Die Teams kamen aus unterschiedlichen Regionen. Logischerweise haben wir uns abgesprochen, wer was von den gemeinsamen Ausrüstungs- Utensilien einsteckt. Man braucht ja keine 4 Äxte, 3 Sägen, 2 Grillgitter. So benötigt man auch nur ein gemeinsames Tarp. Wotan war für dieses zuständig. Er hat es auch mitgebracht, schon mal super. Größe: genau so wie besprochen. ABER DIESE FARBE!?! Hallo, die Dinger gibt es in Tarngrün! Zieht der am ersten Abend also so eine Bauplane in diesem gülligem Blauton aus dem Rucksack. Oh mann, da kann man hübsche Bilder vom Lager komplett vergessen. Da sieht man automatisch aus wie die Penner unter der Brücke. Es hätte uns jedenfalls nicht verwundert, wenn uns anstatt der Parkrangers, dieses Jahr die finnische Einwanderungsbehörde kontrolliert hätte um zu überprüfen, wie lange wir uns denn schon im Land aufhalten. Jegliche Outdoor Romantik geht bei diesem mülltütenblau verloren. Es gibt einfach ein paar unumstößliche Regeln und an die sollte man sich halten.
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Wir vertreiben uns die Zeit mit schnitzen und einem GPS Spiel: Abwechselnd sagt jemand eine Stadt. Jeder muss einen Tipp zur Entfernung abgeben. Der derjenige welcher am weitesten entfernt ist hat verloren und darf?? Richtig, 50 Liegestützen machen.
Mit der Zwille wollen wir uns auch noch beschäftigen, aber nach längerer Suche müssen wir uns eingestehen, dass sie wohl am letzten Lagerplatz liegt. Peinlich, so was sollte nicht passieren, Lagerplatz ablaufen vor dem Aufbruch ist eigentlich eine Pflichtübung und hier sollten keine Fehler unterlaufen. 50 Liegestützen für alle!
Dienstag 30.7.2013 - Ponyhof mit Rückenwind
Wir sind ja immer noch in unserem Ponyhof Urlaub. Es gab so gut wie keine Mücken, genügend Fisch für sämtliche gewünschten Gerichte, tollstes Wetter, keine Umtragungen mit den Kanus. Was gibt es sonst noch nerviges bei Kanutouren? Gegenwind. Auch den hatten wir letztes Jahr. Wie sieht´s im Jahr 2013 aus: RÜCKENWIND. GEIL! Bis wir das Stück bis Ivalo absolviert hatten, mussten wir unsere Rückenmuskulatur etwas bemühen, aber war alles halb so wild, da der Wind von hinten auch noch geschoben hat. Was für ein perfekter Kanuurlaub.
In Ivalo haben wir uns eine Hütte auf dem Campingplatz vorgebucht. Wir wussten, dass wir dort unseren letzten gemeinsamen Abend hatten. Tobi musst am nächsten Tag schon zurückfliegen, und wir waren scharf auf die private Sauna in der Hütte.
Sollte sich jemand fragen was „Samson der Bär“ aus der Sesamstrasse heutzutage macht, nun er betreibt einen Campingplatz in Ivalo. So einen gemütlichen Menschen trifft man wirklich selten. Herrlich.
Zum Abendessen gab es dasselbe wie zum Frühstück: Bannock, einfach ein Klassiker. Nach einem Blick in den Fernseher bzw. der Übertragung der Turmspringer Weltmeisterschaften der Damen gibt es knallharte Sauna Aufgüsse und anschließendes Plantschen im Ivalojoki.
Mittwoch 31.7.2013 - Bis zum nächsten Mal
Die Navy Seals haben nun leider unterschiedliche Aufträge zu Geheimoperationen erhalten. Tobi fliegt zurück nach Köln. Jens hat einen Spezialeinsatz im Guesthouse Husky. Wotan und Holger paddeln weiter Richtung Inarijärvi.
Die Paddelstrecke von Ivalo bis hinunter zum Inarisee ist etwas langweilig, das darf man schon sagen, aber immerhin hatten wir Rückenwind. Irgendwann erreicht man den See und die ersten Inseln erscheinen vor dem Bug. Eine davon wird besetzt.